Ein “Spiegel des Paradieses” sollte Isfahan sein. Ganz und gar nicht bescheiden planten die Safawiden die Stadt, die Persien von 1501 bis 1722 beherrschten und Isfahan zur Hauptstadt machten. Prachtvolle Gebäude wurden errichtet, Gärten angelegt und die klügsten Leute von weit und bereit angelockt. Vieles vom beeindruckenden Ergebnis kann man heute noch besichtigen.
So riesig wirkt er eigentlich gar nicht, der Meidan-e-Imam, denke ich bei mir, auf dem Balkon des Ali Qapu-Palasts stehend. Doch der Imam-Platz ist der zweitgrößte städtische Platz der Welt, nur getoppt vom Tien’anmen Platz in Peking. Dass man ihm das nicht ansieht, liegt wohl an der aufgelockerten Struktur des Platzes. Rund um das zentrale Wasserbecken, in dem viele Menschen ein Teilkörperbad nehmen, liegen symmetrisch angeordnete Rasenflächen, Hecken, einzelne Zierbäume. Den gesamten platz kann man wunderbar vom Balkon des Palasts – der “Hohen Pforte” überblicken.
Die Dimension des Platzes überblickend, will ich eigentlich gar nicht weg und könnte mich ohne weiteres den ganzen Tag hier aufhalten. Der Palast ist aber auch im Innern sehenswert. Allein das Musikzimmer ist mit seinen zierenden Wandeinlassungen, die den Klang der musikalischen Darbietungen verbessern halfen, einBeispiel für orientalische Pracht.
Abends verwandelt sich der gesamte Meidan-e-Imam in eine riesige Picknick-Fläche. Familien nehmen die Rasenflächen wir selbstverständlich ein und sitzen, essen und trinken bis spät in die Nacht hinein. Die Nacht hat dabei auch im Mai bereits angenehme Temperaturen. Überall erklingt Musik – unterschiedlichster Richtung, machmal durchaus ganz westlich-moderne Klänge. Doch die Moscheen, Arkadengänge auf allen Seiten sowie der Ali Qapu-Palast sind derart effektvoll angestrahlt, sodass das Märchen aus 1001 Nacht im Prinzip in jeder Nacht greifbar ist.
Der Imam-Platz bildet das Zentrum von Isfahan, um den Platz herum stehen die wichtigsten Bauwerke. Die Imam-Moschee liegt am südwestlichen Ende, damit die Gläubigen exakt Richtung Mekka beten können, ist der Innenraum geschickt gekrümmt angelegt.
Zunächst muss man aber auch als Gläubiger den Weg durch den Innenhof antreten. Einige Touristen stehen hier und staunen. Dann falle ich aber selbst vom Glauben ab: Im Innenhof der Moschee, direkt vor dem Gebetsraum ertönt laut aus einem Ghettoblaster: “No no, no no no no, no no there’s no limit!” Für Aufruhr sorgt das hier nicht gerade.
Gegenüber des Platzes vom Palast Ali Qapu aus gesehen, liegt die Lotfullah-Moschee mit beigefarbenem Kuppelbau…
Am Nordende des Imam-Platzes beginnt der große Basar, der wie alle Bauten am Platz, von Schah Abbas zu Beginn des 16. Jahrhunderts geplant wurde. Wer die wuselige Atmosphäre in arabischen Barasen kennt, wird hier verwundert sein ob des relativ geordneten und überschaubaren Areals.