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April 2015

In den Bergen

Im Safiental

April 22, 2015

Hoch über dem Safiental liegen neben den einzigen zwei Siedlungen des Tals viele einzelne Bauernhöfe. Das Licht im Spätwinter ist magisch, die Tage werden bereits länger und ein stahlblauer Himmel dehnt sich über der von zwei Metern Schee bedeckten Landschaft. In Tenna, dem oberhalb des Talbodens liegenden Weiler, gibt es einen Skilift, der von Solarkraft angetrieben wird.

Nur ein einziges Hotel hat der Ort. Viele Menschen verirren sich nicht ins Safiental. Der Weg ins Tal ist, den Naturgegebenheiten geschuldet, ein wenig abenteuerlich. Auf zwei verschiedenen kurvenreichen Straßen, zu beiden Seiten die Rheinschlucht Ruinaulta umfahrend, kommt man aus dem Vorderrheintal nach Versam, ab da geht es Einbahnstraße ins Safiental. Es gibt sogar noch einen nicht geteerten Abschnitt.

Es ist, als wollte das Tal die Massen nicht unbedingt ansaugen. Vielen Leuten in der Schweiz kommt beim Namen Safiental als erstes das Wort Subventionen in den Sinn. Fest steht, die Infrastruktur in dem engen Bergtal kostet viel, der größte Wirtschaftszweig – die Landwirtschaft – ist ein Fördermittel-Empfänger. Was liegt in dieser Lage näher, als auf Bio zu setzen. Mit den Kampfpreisen konventioneller Landwirtschaft in der Ebene mithalten zu wollen, wäre aussichtslos. Tourismus im großen Stil würde hier erst einmal gewaltige Investitionen in die Infrastruktur voraussetzen und das Ergebnis wäre dann auch fragwürdig. Als Alternative zum derzeitigen Modell erscheint einzig die Aufgabe des Tals als Siedlungsraum, manche Pragmatiker fordert das ernsthaft. Klar – alle Orte auf der Welt stehen im Wettbewerb miteinander und jeder soll sich gefälligst auf seine Stärken besinnen, geographische oder andere Vorraussetzungen dürfen da keine Rolle spielen. Das dieses Prinzip überall auf der Welt gewachsenen Strukturen abschafft und am Ende niemand gewinnt, wird geflissentlich ignoriert. Es lebe das Dogma.

Doch zurück zum Safiental. Beim Blick durchs Tal auf gleißende Gipfel im Süden hat man eine noch ziemlich unverfälschte Bergwelt im Blick.

Stadtlust

In den Straßen von Tbilisi

April 11, 2015

Die Straßen der Altstadt sind eng und von niedrigen Häusern gesäumt. Einige davon sehnen sich sehr nach Renovierungsarbeiten. In vielen Häusern meint man nicht, hier könne noch jemand wohnen und teilweise ist das dann auch nicht mehr der Fall. Es beschleicht einen der Eindruck, dass hier nur darauf gewartet wird, bis die alte Bausubstanz in sich zusammenfällt und man in einer   Disney-artigen Verballhornung der alten Architektur neue Bauten hochziehen kann, die nurmehr eine schwache Reminiszenz an das Alte zeigen. Das ist leider in Tbilisi an vielen Orten geschehen. Neue Straßenzüge wurden hochgezogen, denen man außen Holzbalkone angefügt hat, die an die historischen Originale erinnern sollen. Im zentralen Teil der Altstadt ist ein historisches Ensemble noch unverfälscht zu sehen.