Wasser

Bretagne

Juli 12, 2015

Ich hab’ mich das ja schon immer gefragt – wie die Leute an schönen Sommerabenden einfach so in ihren Häusern verschwinden können. Gänzlich verrückt ist, dass viele das nicht nur in heimischen Landen tun, sondern auch im Urlaub. Während also an wunderschönen Küsten die Sonne sich langsam gen Horizont sinkt, sitzen diese Menschen beim Abendessen und anschließend gibt’s noch ‘ne Runde Brettspiele oder TV, nun ihr Kinder müsst dann leider mal ins Bett. Was all diese protestantisch-disziplinierten Transzendenz-Verächter und Romantik-Hasser verpassen, kann kaum beschrieben werden. Na gut, haben wir das halt für uns. Die Stimmung unter abendlichen Himmel ist mitunter unbeschreiblich schön, zumal wenn man sich als Destination eine Region ausgesucht hat, von der aus man qua Nomen des Abends aufs offene Meer schaut. Finistère – am Ende der Welt meinte man hier zu sein – damals, bevor man von Amerika hörte. Hier ging die Sonne schon immer zuletzt unter von allen Orten auf dem europäischen Festland. Das merkt man auch heute daran, dass es erst um Mitternacht dunkel wird. Gut, nordische Mittsommernächte sollen nun mal unberücksichtigt bleiben.

Wir jedenfalls voll so Sonnenuntergang zelebriert, auch da, wo man den gar nicht genau sehen konnte, weil irgendwelche Landzungen störten. Die Halbinsel Crozon jedenfalls ist zerklüftet, Buchten wechseln sich immer wieder mit wellenbrechenden Klippen ab, unser Ferienhaus lag oberhalb einer Bucht, die nach Südwesten zeigt, die Sonne ging also hinter einem Höhenzug unter. Aber wen störst?! Die Lichtstimmung einmalig, auf der Pointe de Penhir bei Cabaret-sur-mer kann man dann auch den Sonnenuntergang bewundern. Oder man fährt dafür an die Granitküste im Norden der Bretagne. Es sind nur drei Stunden mit dem Auto. Dort kann man die untergehende Sonne zwischen großen Felsblöcken und kleinen aus dem Meer herausragenden Dino-Rücken sehen. Bei Plougrescant findet man dann auch dieses pittoreske Häuschen, das zwischen Felsen eingeklemmt ist und das jeder schon mal gesehen hat. Das ist schön, aber wer hat das Auto davor gefahren? Das wirkt als sei alles nicht ganz durchdacht, so vom Romantik-Aspekt her. Insgesamt ist diese Granitküste noch ein bisschen mehr Bilderbuch als alles andere, was sich auch in den fast übertrieben süßen Häuschen zeigt, sie ist aber auch weniger vielfältig als die Westspitze des Landes. Bei Crozon wechseln sich – wie gesagt – Felsenriffs und lange Sandstrände ab. Die Buchten ähneln, zumindest bei Ile Vierge, den schönsten am Mittelmeer. Auf der anderen Seite am offenen Atlantik hat man die wilden Wellen des Ozeans. Sich hineinzustürzen ist ein Riesenspaß. Freilich dar man das eigentlich nicht.

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